Stiftungen gründen? Stiftungen gründen!

In meiner Arbeit bei Lebenswerk Zukunft lernte ich Stiftungen als ein wirksames Instrument kennen, um ein eigenes Anliegen nachhaltig zu verfolgen.

Stiftungen haben derzeit einen schweren Stand. In Zeiten von niedrigen Zinsen gelten sie als wenig wirksam. Andere kritisieren, dass Stiftungen an politischen Gremien vorbei ihre eigenen Schwerpunkte setzen und sich dort engagieren, wo sie es für sinnvoll halten. Und das noch staatlich unterstützt, denn wer Geld in gemeinnützige Stiftungen einlegt, muss weniger Steuern zahlen.

Zur Eingrenzung: In diesem Artikel wird von Stiftungen gesprochen, die errichtet werden, um Mensch oder Natur in Not zu helfen und nicht von solchen, die zum Ziel haben, das Vermögen einer Familie oder das eines Unternehmens auf Dauer zu sichern.

Sind also Stiftungen sinnlos?

Die Tatsache, dass das von Stiftungen angelegte Kapital derzeit wenig Ertrag abwirft, trifft zu. Damit sind die Handlungsspielräume vieler Stiftungen in der Tat eingeschränkt. Dies ist aber kein Argument, wenn man Stiftungen über einen längeren Zeitraum bewertet. Beispiel Fuggerei in Augsburg: In der ältesten Sozialsiedlung der Welt wird in ein paar Jahren das 500-jährige Jubiläum gefeiert. Ausgestattet mit Grundstücken und Wäldern kann die Stiftung knapp 200 Personen eine kleine bescheidene Wohnung bieten – über Religionskriege, Weltkriege, Inflationen und Wirtschaftskrisen hinweg.

Richtig ist aber auch: Die Fuggerei hat deshalb alle Krisen überstanden, weil sie ihr Vermögen nicht alleine oder nicht in erster Linie in Geldanlagen investiert hat. Und auch heute schichtet so manche Stiftung ihr Kapital in Immobilien oder Sachwerte um – soweit dies vom Gesetzgeber zugelassen wird.

Einen ganz neuen Schwung bekommt die Stiftungsszene aber, wenn nicht in anonyme Immobilien- oder Aktienfonds investiert wird, sondern mit dem Kapital ein zusätzlicher Nutzen gestiftet wird. Also: Eine Kinderstiftung kauft mit ihrem Vermögen ein Haus und vermietet es an Familien, die sich sonst schwer tun, eine Wohnung zu bekommen. Mit der eingenommenen Miete werden dann die Projekte für benachteiligte Kinder und Jugendliche verfolgt. Dies erfordert allerdings Know-how und Personalressourcen für das Management der Immobilie.

Grundsätzlich sind Stiftungen für die Gründerinnen und Gründer ein Werkzeug, das sie unterschiedlich einsetzen können. Sie können darin Gelder einsetzen, die langfristig einem bestimmten Zweck dienen. Spannend wird es, wenn die Stiftung selber zusätzliche Spenden einwirbt, sich mit anderen Akteuren vernetzt und damit weit mehr Engagement auslöst als eine Überweisung von Erlösen aus Immobilien oder angelegten Geldern. So können ganz kleine Stiftungen mit geringen Einlagen eine große Wirkung erzielen.

Und ja, Stiftungen können eigenwillige Ziele verfolgen, die dem zuständigen Sozialplaner nicht in erster Linie eingefallen wären. Dies kann man kritisieren. Man kann aber auch Subsidiarität ernst nehmen und den engagierten Bürgerinnen und Bürgern zutrauen, dass sie etwas Sinnvolles mit ihren Erträgen anfangen.

Und die Bürokratie?

Tatsächlich ist die Gründung einer Stiftung mit nicht wenig Verwaltungsaufwand verbunden. Eine Stiftung muss genehmigt werden, die Stiftungsaufsicht fordert zu Recht regelmäßige Tätigkeitsberichte und auch das Finanzamt will wissen, was in einer Stiftung passiert. Damit drohen die Erlöse gerade von kleineren Stiftungen aufgefressen zu werden, da diese Verwaltungstätigkeiten ja auch selten zum Nulltarif zu haben sind. Hier kommen Treuhandstiftungen ins Spiel. Der Treuhänder nimmt den Stifterinnen und Stiftern viel lästige Bürokratie ab und bekommt dafür eine klar geregelte Pauschale, die sich meist an den eingelegten Beträgen orientiert. Damit sind die Kosten überschaubar und die Gründungspersonen können sich ganz auf die Zwecke konzentrieren, für die sie die Stiftung errichtet haben. Zudem eröffnen die Treuhänder meist Zugänge in andere Netzwerke, das sie und die von ihnen verwalteten Stiftungen aufgebaut haben. So finden sich auch leicht Partner für gemeinsame Aktivitäten.

Wie eine konkrete Stiftung aussehen und welchen Nutzen sie stiften kann, beschreibt die CaritasStiftung Lebenswerk Zukunft in einem Film über die Stiftung St. Stephanus in Wasseralfingen bei Aalen (produziert von Elanfilm).

 

Disclaimer: Die Beschäftigung mit der Arbeit und Wirksamkeit von Stiftungen ist vor allem gespeist aus meiner Tätigkeit in der Öffentlichkeitsarbeit der CaritasStiftung Lebenswerk Zukunft, die auch als Treuhänder fungiert.

Jochen Mack
Paul-Klee-Str. 26
86157 Augsburg